Zum Tod von Erika Jacobsen ein Nachruf von Christoph Bayer, MdL 2001 – 2016, in dessen Team sie fünfzehn Jahre mitgearbeitet hat.
Zum Tod von Erika Jacobsen ein Nachruf von Christoph Bayer, MdL 2001 – 2016, in dessen Team sie fünfzehn Jahre mitgearbeitet hat.
Der griechische Dichter Aeschylos hat 500 Jahre vor Christus geschrieben: „Es gibt keinen Schmerz, der so groß ist wie glückliche Erinnerungen in Zeiten der Trauer.“ Stimmt. Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer die Trennung. Für viele von uns hat Erika seit vielen, vielen Jahren zum Pateileben einfach dazugehört. Schwer vorstellbar, dass sie nun nicht mehr da ist. Der Tod markiert eine Nahtstelle: Die Zeit bewegt sich unausweichlich in die eine Richtung, während auf der anderen Seite die Erinnerungen eine andere Richtung einschlagen. Der Blick richtet sich zurück.
Man trägt doch eine eigentümliche Kamera im Kopfe, in die sich manche Bilder so tief und deutlich einätzen, während andere keine Spur zurücklassen. Das wird bei allen, die Erika gekannt und geschätzt haben, unterschiedlich sein. Auch mein Blick auf die Spuren, die Erika hinterlassen hat, ist subjektiv und lückenhaft, kann nicht dem ganzen Menschen gerecht werden, der uns verlassen hat. Er bezieht sich vornehmlich auf den politischen Raum hier in der Region - und da hat Erika erkennbar viele Spuren hinterlassen.
Das Tolle an Erika war, dass sie - immer älter werdend - (sie war die mit Abstand älteste Mitarbeiterin im Team eines Landtagsabgeordneten in BW) - die anderen Altersstufen, die sie durchlebt hat, nie verloren oder abgelegt hat. Ihren messerscharfen Verstand, ihre Freundlichkeit, ihren Witz, ihren Charme und ihre Fitness hat sie sich bis ins hohe Alter erhalten. Ein Geschenk, das nicht allen vergönnt ist, für das sie aber auch gearbeitet und, wenn nötig, gekämpft hat.
Ich erinnere an einen Satz von Cassandra Clare in ihrem Buch „Chroniken der Unterwelt“: „Wir alle sind die Summe dessen, woran wir uns erinnern. In uns tragen wir die Hoffnungen und Ängste derjenigen, die uns lieben. Und solange die Liebe und die Erinnerung in unserem Herzen lebendig bleiben, ist niemand jemals wahrhaftig vergessen und vergangen.“
Berthold Brecht konnte das in einem Satz sagen: „Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt.“
So geht das Leben der Toten über in die Erinnerung der Lebenden. Das Gute dabei ist: Unsere Erinnerungen an Erika können wir überall hin mitnehmen. Der große Schmerz, der mit den „glücklichen Erinnerungen in Zeiten der Trauer“ verbunden ist, das vergangene Schöne … das alles ist dann nicht, wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk.
Wir werden - jede und jeder auf andere Weise - Erika als Vorbild, als kämpferische Politikerin, als tollen Menschen in dankbarer Erinnerung behalten. Dabei hoffen wir, dass Dankbarkeit die Erinnerung in eine stille Freude verwandelt. Adieu Erika.
Christoph Bayer