Biosphärengebiet Südschwarzwald, mehr als nur ein Schutzgebiet

Veröffentlicht am 04.11.2014 in Pressemitteilungen

SPD-Ortsverein Dreisamtal informiert in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung über die Pläne zur Ausweisung des Biosphärengebiets Südschwarzwald. Als Referenten wurden Prof. Dr. Werner Konold und Walter Krögner gewonnen. 
Die SPD-Mitglieder waren einstimmig der Meinung, dass dies ein überzeugendes Konzept ist, um die Zukunft im ländlichen Raum nachhaltig zu gestalten, was auch der Grundhaltung  der Partei entspricht.

Biosphärengebiet Südschwarzwald, mehr als nur ein Schutzgebiet

SPD-Ortsverein Dreisamtal informiert in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung

Die Pläne zur Ausweisung des Biosphärengebiets Südschwarzwald sind in eine entscheidende Phase gekommen. Das federführende Regierungspräsidium (RP) Freiburg möchte bis zum Jahresende in das offizielle Verordnungsverfahren einsteigen. Viele Kommunen im Bereich der Suchkulisse, die sich über die Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald, Lörrach und Waldshut, sowie einen kleinen Teil des Stadtkreises Freiburg erstreckt, haben schon positive Beschlüsse zur Beteiligung am weiteren Verfahren gefasst. Es stehen in den nächsten Wochen jedoch weitere Gemeinderatsentscheidungen an, dabei wird vor allem die Haltung der Gemeinden Oberried im Dreisamtal und Münstertal mit Spannung erwartet, da sie große und interessante Flächen einbringen können.

Als Referenten wurden Prof. Dr. Werner Konold und Walter Krögner gewonnen. Prof. Konold ist Inhaber des Lehrstuhls für Landespflege an der Universität Freiburg und Mitglied des MAB-Nationalkomitees (MAB englische Abkürzung für Mensch und die Biosphäre), welches die Kriterien für die Anerkennung und Überprüfung von UNESCO-Biosphärenreservaten in Deutschland  erarbeitet. Walter Krögner ist im RP Freiburg für alle Fragen rund um das Ausweisungsverfahren befasst und war schon an vielen Veranstaltungen in den Gemeinden der Suchkulisse beteiligt.

Prof. Konold führte in die Thematik ein. Dabei beschreibt ein Auszug aus der Sevilla-Strategie 1995 am besten die Entwicklung und  Grundidee der Biosphärengebiete : "Die Vereinbarungen der Weltkonferenz von Rio eröffnen eine Alternative, die aufzeigt, wie unter Einbeziehung der Verantwortung für die Umwelt und größere soziale Gerechtigkeit einschließlich der Achtung der ländlichen Gemeinschaften und ihres gesammelten Wissens auf eine nachhaltige Entwicklung hingearbeitet werden kann. Die internationale Gemeinschaft benötigt praktische Beispiele. Biosphärenreservate (=Biosphärengebiete) sind solche Beispiele. Sie können zu Schauplätzen der Versöhnung von Mensch und Natur werden, dazu beitragen, Wissen der Vergangenheit auf die Erfordernisse der Zukunft zu übertragen."  In einem Satz:   Biosphärengebiete sollen Modellgebiete für nachhaltige Entwicklung sein.

Zur Umsetzung dieser Idee haben Biosphärengebiete drei grundsätzliche Funktionen, nämlich Schutz-, Entwicklungs- und Logistikfunktion. Die Schutzfunktion soll durch Ausweisung von  Kern-und Pflegezone (Näheres dazu siehe unten), gewährleistet werden. Die Entwicklungsfunktion ist die wichtigste. Hierunter werden alle Prozesse der Weiterentwicklung und Verbesserung sozialer, ökonomischer und ökologischer Belange gefasst. Interdisziplinäres Vorgehen ist erwünscht. Das heißt, nicht nur Land- und Forstwirtschaft, sondern auch Gewerbe, Kultur und Tourismus sollen in die Zukunftsideen eingebunden werden. Wichtig für den ländlichen Raum wird sein, die immer deutlicher werdenden Probleme des demografischen Wandels aufzufangen. Die Logistikfunktion beinhaltet vornehmlich die Aufgaben des Wissenstransfers im Bereich der Umweltbildung in allen  denkbaren Bereichen (Arbeit mit Schulen, Fortbildung, Lernen für Nachhaltigkeit, Forschung über Mensch-Umwelt-Beziehungen, etc.).

Prof. Konold konnte mit konkreten Beispielen aus bestehenden Biosphärengebieten in Deutschland das Funktionieren des Konzepts untermauern. Es wurde z. B. nachgewiesen, dass selbst in gut funktionierenden Tourismusgebieten ein ökonomischer Mehrwert zu verzeichnen war. Weiterhin werden in Biosphärengebieten nachweislich regionale Wirtschaftkreisläufe gestärkt. Regionale Produktion und Dienstleistung nimmt zu, es verbleibt mehr Geld in der Region. Faszinierend auch das Beispiel von den Halligen aus dem Biosphärengebiet Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer , wo im Rahmen einer Nachhaltigkeitsstrategie viele Fragen der Daseinsvorsorge, etwa der schulischen und der medizinischen Versorgung, zum ersten Mal gemeinsam erörtert und angegangen werden sollen.

Walter Krögner ging konkret auf das geplante Biosphärengebiet Südschwarzwald ein. Die Mindestgröße von 30.000 ha ist durch entsprechende Gemeindebeschlüsse fast erreicht. Wichtig sei jedoch auch eine zusammenhängende Gesamtfläche, in der eine breite Anzahl verschiedenster Lebensräume, mit denen der Südschwarzwald absolut dienen kann, vorhanden sind. Er verwies auf zahlreiche  Infoveranstaltungen, von Besuchen in bestehenden Biosphärengebieten über Einladung von  Liftbetreibern aus Gebieten in der Schweiz bis hin zum Workshop. Dabei war immer wieder die Zonierung der Biosphärengebiete in der Diskussion. Nochmals stellte er die Zahlen klar. Mindestens 3% Kernzone müssen ausgewiesen werden. Hier darf keine menschliche Nutzung stattfinden. Das Begehen der Wege und die Jagd sind nach wie vor zulässig. Beispielsweise kann Oberried  für diesen Bereich, durch bestehende Bannwälder und weitere ertragsschwache Waldflächen im öffentlichen Waldbesitz, einen wichtigen Beitrag leisten. Die Pflegzone  muss zusammen mit der Kernzone mindestens 20% ergeben. Sie dient dem Erhalt der Kulturlandschaft und eines breiten Spektrums verschiedener, naturraumtypischer Lebensräume. Mit mindestens 50% nimmt die Entwicklungszone den breitesten Raum ein. Hier sollen die schon geschilderten interdisziplinären nachhaltigen Entwicklungen stattfinden. Walter Krögner wies ausdrücklich darauf hin, dass die vorhandenen Zonierungskarten als Arbeitsgrundlage dienen, die den Bedürfnissen der Gemeinden anzupassen seien. Wesentlich für die Diskussion in den Gemeinden ist die Tatsache, dass die Kommunen selbst die Zonierung festlegen. Der Südschwarzwald ist reich an Gebieten mit bereits vorhandenem Schutzstatus beispielsweise als Naturschutzgebiet oder Schonwald. Durch den Rückgriff auf diese Gebiete könne erreicht werden, dass durch das Biosphärengebiet keine neuen  rechtlichen Restriktionen auf die Region zukommen. Auch das Thema Verwaltung für das Biosphärengebiet wurde angesprochen. Hier konnte Walter Krögner auf die vielfältigen Aufgeben verweisen, Netzwerke fördern, Projekte gemeinsam mit den Menschen vor Ort entwickeln und umsetzen, Akquise von Fördergeldern, Bildungsprojekte in den Schulen anstoßen und vieles mehr. Die positive Erfahrung aus anderen Gebieten zeige, dass nur eine Professionalisierung  dieser Aufgaben eine Gewähr für die Umsetzung vieler guter Ideen sei. Die Finanzierung übernimmt zu 70 % das Land Baden-Württemberg, 30 % verbleiben bei den Kommunen, wobei im  Landkreise Lörrach schon die hälftige Übernahme des Kommunalanteils durch den Landkreise beschlossen ist und die Landkreise Waldshut und Breisgau-Hochschwarzwald entsprechendes signalisiert haben.

Die SPD-Mitglieder waren einstimmig der Meinung, dass dies ein überzeugendes Konzept ist, um die Zukunft im ländlichen Raum nachhaltig zu gestalten, was auch der Grundhaltung  der Partei entspricht.

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